Donnerstag, 12. Dezember 2013

Elefanten-Gedächtnis im Asperger-Alltag

Heute Morgen war das ... da ergab sich beim Wechseln der Windeln meiner kleinen Tochter ein Gespräch über's Töpfchen. Die Kleine meldete Bedenken an, weil sie nicht auf den Boden pinkeln will. Das veranlasste dann meinen Sohn - der nur mit einem Ohr zugehört hatte - zur beiläufigen Bemerkung, er habe erst ein Mal in seinem Leben auf den Boden gepinkelt.

Da ich mich nicht an so etwas erinnern konnte, habe ich nachgefragt. Und zu meinem Erstaunen hat der Junge eine Situation beschrieben, die tatsächlich stattgefunden hatte, bei der er aber keine zwei Jahre alt gewesen ist. Ich gab zu verstehen, dass ich mich auch erinnern konnte und wollte wissen, ob ich ihm diese Geschichte einst erzählt hätte. Er verneinte und sagte spontan und in diesen Worten: "Es kommt mir vor als wäre das erst vor zwei Tagen gewesen ..." Danach hat er das Badezimmer aus der früheren Wohnung detailliert beschrieben und ist in einem Baby-Watschelgang durch unser Wohnzimmer gelaufen um mir zu demonstrieren, wie er damals, als das Pinkelunglück passiert war, gelaufen sei. 

Es ist mir natürlich nicht neu, dass er ein unglaublich gutes Gedächtnis hat. Das fasziniert mich auch immer wieder und gleichzeitig ist es auch sehr nützlich, da er sich insbesondere Zahlen und Ziffern genau merken kann. Seit er Sprechen kann habe ich mich zum Beispiel nie mehr in einem Parkhaus verirrt, weil ich die Parkplatznummer vergessen habe :-).

Mit etwa 3.5 Jahren konnte er den ganzen Busfahrplan in unserer Stadt auswendig aufsagen und rund zwei Jahre später gehörten Autokennzahlen zu seinen Interessen. Dass er damals von jedem Kanton die höchste und die tiefste, sowie alle sehr speziellen Kennzahlen auswendig konnte, überraschte mich nicht. Dass er allerdings zwei Jahre später noch all die Zahlen in seinem Kopf gespeichert hat, verwundert mich doch schon etwas.

Der Junge vergisst (leider ;-)) auch keine Aussage, die ich jemals gemacht habe. Das führte schon vor Jahren dazu, dass er mich mit seinen Argumentarien an die Wand gespielt hat. Ich versuche, das etwas bildlicher zu erklären. Wenn meine Tochter mit einer meiner Anweisungen nicht einverstanden ist, schreit sie einfach mal los oder stampft wütend von dannen. Wenn mein Sohn nicht einsieht, wieso eine von mir geäusserte Regel Gültigkeit haben soll, so durchforscht er sein Gedächtnis nach Aussagen, die ich jemals in ähnlichen Zusammenhängen gemacht hatte und kombiniert diese mit grosser Perfektion so geschickt mit der aktuellen Sachlage, dass ich nach fünf Sätzen schach-matt stehe!

Sein markantes Erinnerungsvermögen hatte vor einigen Jahren sogar noch weitere Kreise gezogen. Obwohl ich bis heute nicht weiss, wie ich diese Sequenzen einordnen soll. Als 2- und 3-Jähriger erzählte mein Sohn oft von einem Ort: "Da, wo ich früher gelebt habe ..." Er schilderte ziemlich detailliert eine Wohnung, ein Haus, ein Mann und wer da noch wohnte ... Er nannte auch Wohngegenden mit Begriffen, die er eigentlich gar nicht kennen konnte. Damals hatte ich vieles von dem was und wie er es sagte, aufgenommen und schriftlich festgehalten. Irgendwann hatte er es nicht mehr erwähnt. 

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