Samstag, 11. Januar 2014

Übersetzerin zwischen zwei Sprachen


Heute Nachmittag, während mein Grosser, meine Kleine und ich am See entlang spaziert sind …

Die knapp 3-Jährige zum Grossen: "Wollen wir rennen?"
Mein Grosser denkt, es ist ein Contest, rennt los und hat die Kleine binnen Sekunden abgehängt. Enttäuscht trottet sie zu mir zurück.

Ich rufe den Grossen zu mir und versuche zu erklären: "Weisst du, indem sie dich gefragt hat, hat sie dir ein Freundschaftsangebot gemacht. Sie wollte neben dir rennen. Etwas mit dir machen. Du bist davon gerannt. Sie hat verstanden: Er will nicht mit mir spielen. Er will, dass ich langsam bin und das macht mich traurig.

Er schaut mich mit grossen Augen an. Ganz offensichtlich überrascht es ihn unglaublich, was ich da sage. "Das habe ich aber nicht so gemeint. Sie sagte doch, sie wolle rennen."

Ich: "Ja, sie sagte das, weil sie mit dir etwas machen wollte. Das ist ihre Art zu sagen, dass sie dich mag." Er beharrlich: "Sie hat aber wirklich nur gefragt, ob wir rennen würden."

Ich: "Ich erkläre es dir nur, damit du ihre Sprache verstehen kannst. Ich übersetze ihre Sprache in die Sprache, die auf deinem Planeten gilt." (Er weiss um seine Andersartigkeit und vergleicht es mit dem Planeten Pandorra von Avatar).

Noch eine Weile studiert er. Dann holt die Kleine ihn aus seinen Gedanken …  "Wollen wir jetzt rennen?" Er schenkt mir einer dieser kurzen Augenkontakte, um bestätigt zu bekommen, dass es tatsächlich wieder die gleiche Situation ist. Ich antworte mit einem Lächeln. Er versteht.

So rennen sie gemeinsam los. Er auffällig langsam, damit er seine Schwester nicht überholt. Ich bin jetzt schon ganz gerührt, aber es kommt noch besser.

Kurz darauf sehe ich, wie die Kleine mit fragenden Worten ihre Hand hoch streckt. Und der Grosse greift nach erster Verdatterung danach. Man muss anmerken, dass die beiden eigentlich keinen Draht zueinander haben, weil sie eben oft unterschiedliche "Sprachen" sprechen. So gehen die beiden langsam weiter, bis ich sie aufgeholt habe.

Als ich mit warmem Herz neben ihnen stehe, frage ich, ob das Handgeben die Idee der Kleinen gewesen sei. Die Kleine mit ihrer so unglaublich goldigen Art bringt es mit einem strahlenden Lächeln und einem einzigen Satz auf den Punkt: "Weil er so ein Lieber ist!"

Dem Grossen fallen tausend Groschen: "Ich habe sie verstanden, es funktioniert!"

So gehen die beiden voraus, in Gespräche darüber vertieft, was sie an diesem Tag noch alles gemeinsam spielen könnten … Keiner der anderen Fussgänger hat erahnt, wie tief berührt ich war :-).



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